Tag 3 – Italien: Die Nacht der alten Hexe

Ein warmer Wind weht vom Mittelmeer herauf, als du in einem kleinen Dorf in den Hügeln der Toskana ankommst.
Die Straßen sind schmal, die Häuser golden im Abendlicht, und überall hängen Girlanden aus Sternen und Olivenzweigen.
Doch die Stimmung ist seltsam, als du den Platz betrittst, siehst du Kinder, die enttäuscht in den Himmel schauen.

 

Ein älterer Mann mit grauem Bart spricht dich an:

„Buonasera, Fremder. Früher kam sie immer, die alte Frau auf ihrem Besen. Aber dieses Jahr? Kein Zeichen von ihr.“

 

Du horchst auf. Die IWO hatte dir im Einsatzbericht geflüstert:

„Sektor Italien, Anomalie: Geschenkverteilung unterbrochen. Verdacht: Verlust des Vertrauens in lokale Überlieferungen.“

 

Du beschließt, den Spuren zu folgen.
Ein kleiner Laden am Rand des Marktes trägt den Namen „La Notte delle Stelle“  (Die Nacht der Sterne).
Im Inneren duftet es nach kandierten Früchten und Honig.
Hinter dem Tresen steht eine alte Frau mit Tuch über den Schultern, ihr Blick wach und weise.

 

„Du suchst mich also“, sagt sie ruhig, bevor du etwas sagen kannst.
„Seit Jahrhunderten bringe ich den Kindern Gaben. Ich fliege durch die Nacht, aber nur, wenn man an mich glaubt. Doch sie nennen mich nicht mehr. Sie vergessen meinen Namen.“

 

Sie greift nach einem alten, zerknitterten Zettel und zeigt dir ein Rätsel, das halb verbrannt wirkt. Als du den Zettel aufblätterst und beginnst zu lesen, scheint es so, als würde er von sich aus sprechen:


Ich fliege bei Nacht, mit Besen und Sack,
verteile Geschenke, doch nicht im Takt.
Kein Engel, kein Mann, kein Stern am Firmament,
doch bring ich Geschenke. Kurz vor dem Sakrament.
Wer bin ich?


Du siehst in ihre Augen.
Sie funkeln, als wüsste sie längst, dass du die Antwort kennst.